Die meisten Begegnungen mit anderen Objekten berühren und beeinflussen einen physikalischen Körper in keiner Weise. So wird er, gemäß einer gängigen Vorstellung, zeit seines Lebens von Photonen, den sogenannten Licht-Partikeln, und anderen Quanten-Objekten bombadiert — ohne nennenswerte Auswirkungen. Auch deshalb ist Beobachtung möglich: sie zeigt die Dinge, wie sie sind — und lässt sie so.
In diesem Sinne findet sie eigentlich gar nicht statt, Beobachtung existiert sozusagen überhaupt nicht. Und genau deshalb, weil sie nicht ins Gewicht fällt, kann sie ständig stattfinden.
Tatsächlich werden physikalische Ereignisse, wie etwa die Bewegungen eines physischen Körpers, so behandelt, als ständen sie ständig unter Beobachtung. Als gäbe es zu jedem Zeitpunkt an einem genau bestimmten Ort eine bestimmte Geschwindigkeit (und so weiter). Jeder Zustand des Objektes ist vollständig definiert — ob das in der Praxis möglich ist oder nicht. Das Objekt ist die Summe seiner definierten Zustände oder Erscheinungen, die als infinitesimal (das heißt: von unendlich kleiner Ausdehnung) angesehen werden. Sie machen seine Existenz aus.
Die Existenz eines physikalischen Objekts äußert sich in seinen Begegnungen — oder, wie häufig gesagt wird, seinen Interaktionen — mit anderen. In ihnen tritt es in Erscheinung. Aus seinen Wirkungen auf andere, den Veränderungen, die es hervorruft, kann auf seine eigenen Eigenschaften — und damit auf seine Existenz — geschlossen werden.
Einige dieser Aufeinandertreffen können das Ding selbst derart stark verändern, dass es nicht dasselbe bleibt. Vielleicht zerfällt es in mehrere andere; oder es verschmilzt mit einem anderen zu einem neuen; oder es wird von dem anderen absorbiert; vielleicht verschwindet es auch vollständig, löst sich in Strahlung oder so auf (obwohl auch diese als aus — etwas seltsamen — Objekten bestehend verstanden werden kann).
Aber im Allgemeinen verändern Kontakte mit anderen Dingen ein Objekt nicht zu gravierend, so dass es nicht nur danach noch dasselbe bleibt, sondern auch dazwischen. Zumindest wird das vermutet; genau genommen kann seine Existenz zwischen seinen Interaktionen — und damit ohne sie — nicht nachgewiesen werden und bleibt deshalb unbestimmt.
Im Rahmen der Relativitätstheorie wurde der „zu einem Körper A gehörige Raum“ ursprünglich „Bezugsraum“ genannt. Heute ist eher der Ausdruck „Bezugssystem“ gebräuchlich. Hier soll aber der zitierte Ansatz zu einem allgemeinen Raum-Begriff erweitert werden. Dazu greifen wir die Idee auf, dass der sogenannte „Bezugskörper“ definitionsgemäß in seinem Raum immer im Zustand der Ruhe ist.
Dieses Konzept wird nun derart verallgemeinert, dass für jedes Ding gilt, dass es in seinem Raum keinerlei Veränderung unterworfen ist, also immer dasselbe bleibt.
So gesehen ist das Ding in seinem Raum quasi nicht vorhanden; es ist vollkommen passiv und tritt nicht in Erscheinung, kann also auch nicht beobachtet werden. Wohl aber alle anderen Dinge, und zwar „objektiv“ insofern, als das zentrale Ding der unbewegliche, sozusagen „neutrale“ Beobachter ist. In Bezug auf diesen werden alle Dinge bestimmt. Der Raum aber ist die Reflexion dieser Relationen, in ihm werden die Eigenschaften aller anderen Dinge — in Bezug auf das fokussierte Ding — dargestellt.
Wir haben früher schon eine Art Bewegung angedeutet, die als Eindringen in ein Ding oder dessen Analyse beschrieben werden kann. Wenn wir uns einem Ding immer mehr nähern, erkennen wir womöglich so etwas wie eine interne Struktur oder gar ein regelrechtes Innenleben voller Aktivität. Vielleicht entdecken wir gewisse Regelmäßigkeiten, einen Plan, nach dem alles aufgebaut ist, oder ein Programm, das alles steuert.
Doch je mehr wir alles vergrößern, also je tiefer wir eindringen, desto mehr verlieren wir den Blick für das Ganze. Stattdessen befinden wir uns mitten drin im unendlichen Raum, umgeben von den vielfältigsten Dingen, mit ihnen interagierend.
Von hier ausgehend, können wir jetzt sozusagen den umgekehrten Weg beschreiten: wir können in dem geschäftigen Treiben um uns herum Muster erkennen, Regelmäßigkeiten, vielleicht sogar Gesetze. Womöglich wird ein Plan sichtbar, nach dem alles funktioniert, der allem zugrunde liegt. Doch indem wir das Ganze als Ganzes erfassen, erkennen wir schließlich, dass es nur eines unter vielen ist, ein Ding.
Spätestens seit den Entdeckungen der Mechanik ist es in der Physik (und anderen Wissenschaften) üblich, alles Geschehen auf interne Kräfte zurückzuführen. Alles, was irgendwie wirksam ist, ist in den beobachtbaren Dingen verkörpert.
Modernere Entwicklungen wie etwa die Relativitätstheorie(n) können so interpretiert werden, dass sie diese Sichtweise verlassen und das Augenmerk viel mehr auf sogenannte „Felder“ und derartiges richten. Das kann so weit gehen, dass physikalische Objekte nur noch als spezielle Zustände einer Art Raum angesehen werden.
Logisch ändert sich für uns dadurch allerdings grundsätzlich nichts. Denn was immer an die Stelle der traditionellen physikalischen Objekte tritt: es muss sich dabei im Sinne der X-Logik um Dinge handeln, egal ob wir sie „Räume“, „Felder“ oder sonstwie nennen. Selbst wenn vollständig auf materielle Deutungen verzichtet wird und nur noch von mathematischen Objekten wie etwa „Tensoren“ die Rede ist. Ja, sogar die physikalischen Gesetze selbst sind derartige Dinge. Mit den entsprechenden Räumen.
Jedes Ding hat seinen Raum — und doch gibt es nur einen Raum, den Raum, denn dieser ist unendlich. Alles, was ist, ist Teil von ihm, ein Ding in ihm.
Dinge sind in gewisser Weise das Gegenteil vom Raum — ist jener offen und unendlich, so sind diese eher begrenzt und geschlossen. Insofern teilen sie ein Stück vom Raum ab. Und genau auf diese Weise ist der Raum doch irgendwie begrenzt: durch die Dinge. Durch sie kann er verlassen werden — und ein anderer betreten.
Das, was so betreten wird, ist der Raum des Dinges. Doch was zunächst als geschlossener Innenraum erscheint, erweist sich, einmal betreten, als der unendliche Raum selbst, das Universum. Denn von innen sind keine Grenzen zu erkennen.
Wo sind sie hin? — Nun, ganz einfach: sie sind wiederum in den Dingen dieses Raums verkörpert; und damit vollkommen integriert, ja, die eigentliche Substanz des Raums.
Wissenschaft ist nicht nur Theorie, sondern auch Praxis; und als solche bleibt sie immer ganz nah an der Wirklichkeit und am Erleben. Der theoretische Teil jedoch ist ständig in Gefahr, den Kontakt zu verlieren.
Zum Beispiel wenn versucht wird, die Idee eines einzigen allumfassenden Systems zu realisieren, das aus wenigen einfachen Grundbausteinen bestehen soll: früher oder später ufert dessen Komplexität unweigerlich aus. Endlos aneinandergereihte Folgerungen führen zu keinem konkreten Ergebnis. Die Wahrheit, die durch sie garantiert und verwirklicht werden sollte, geht unterwegs verloren. Denn sie kann die Szene nur durch den anderen Eingang betreten, durch die Erfahrung der Wirklichkeit.
Existenz braucht keine Rechtfertigung. Sie erscheint. Jenseits jeder Begründung und Beschreibung. Aber sicherlich nicht ohne Grund und die geeigneten Umstände. Nicht außerhalb ihres Raumes, wie wir sagen wollen.
All das, was scheinbar nicht präsent — doch gleichwohl wirksam — ist, existiert nicht als konkretes Ding. Es ist irgendwo dazwischen, zwischen den Dingen. Es ist der Zwischenraum, seine Substanz. Es ist das, was den Raum ausmacht.
Als solches ist es ungreifbar — es sei denn, es wird zu einem Etwas, einem Ding. So können viele Dinge aus dem Raum hervortreten. Letztlich besteht Raum aus nichts anderem als irgendwelchen Dingen, die nur nicht gesehen werden können — im Moment. Vielleicht sind sie zu klein, zu groß, zu weit entfernt, zu nah dran, zu bekannt, zu fremd, zu viele …
Dennoch sind sie irgenwie da und beeinflussen die Dinge, die gesehen werden können. Deshalb geben wir ihnen einen Namen, als Ganzes. Hier, in diesem Kontext, nennen wir es „Raum“. (Aber wir dürfen nicht vergessen, dass es auch das ist, was wir „Wissen“ nennen. Und „Aktivität“. Und natürlich „Ding“e.)
Es gibt immer noch mehr. Keine Darstellung, keine Abbildung, kein Modell, keine Theorie kann alles erfassen. Dieser Grundsatz ist so elementar, dass er „logisch“ zu nennen ist.
So kann kein System, mag es auch aus noch so wenigen Axiomen und einfachsten Regeln konstruiert sein, mit wirklich nichts anfangen, sondern muss immer schon unendlich viel voraussetzen. Was das im Einzelnen ist, kann nie angegeben werden.
Jede vermeintliche Leere muss erzeugt und bewahrt werden; schützende Hüllen, die größtmögliche Isolation gewähren, sind real und haben fundamentalen Einfluss auf alles, was in ihnen geschieht — sonst würden sie nicht gebraucht.
Selbst die Welt des Geistes ist nicht vollkommen anders, sondern durch und durch mit dem materiellen Leben verwoben.
Der Begriff des Raums spielt im Rahmen unserer Untersuchungen eine wichtige Rolle — die sich von der in der Physik üblichen erheblich unterscheiden kann. Das mag zunächst verwirren. Es wird sich aber zeigen, dass es sich hier um eine durchaus begründete Erweiterung des Raumbegriffs handelt, die auch bezogen auf die Physik Sinn macht.
Insbesondere in der Relativitätstheorie wird deutlich, wie problematisch die Idee eines absoluten Raums ist. Denn um dem Raum eine auf Erfahrung basierende physikalische Realität zusprechen zu können, muss er ausgehend von physikalisch realen Objekten definiert werden. Dies führt dazu, dass eigentlich nicht von dem „Raum“ schlechthin, sondern nur von dem „zu einem Körper A gehörigen Raum“ gesprochen werden kann. Genau dieser Ansatz ist fundamental für das hier ausgearbeitete Raumkonzept, wo jedem Ding, gleich welcher Art, ein eigener Raum entspricht.
Das Konzept des Dinges ist „logisch“ zu nennen, weil es einfach unverzichtbar ist. Immer, wenn wir etwas denken, wahrnehmen, messen (oder so), geht es um etwas. Dieses Etwas nennen wir „Ding“. Dabei spielt es keine Rolle, ob es sich zum Beispiel um einen sprachlichen Ausdruck, eine Vorstellung, einen Begriff, eine Idee, ein Gesetz oder auch ein materielles Ding handelt. Rein logisch macht das keinen Unterschied.
Das heißt natürlich nicht, dass sich mentale und physische Dinge in allem gleichen, oder dass wir viel über die Beschaffenheit der Dinge sozusagen „a priori“ wissen. Es bleibt Aufgabe (unter anderem) der Physik, herauszufinden und zu entscheiden, was wirklich (physisch) existiert und was nicht, wobei Erfahrung eine wichtige Rolle spielt.
Doch vieles, was der Physik so viel Kopfzerbrechen bereitet, weil es in keines der vertrauten physikalischen Muster passt und doch nachweisbar ist, entpuppt sich womöglich als längst nicht so mysteriös, wie es heute noch scheinen mag. Weil es einfach so sein muss, rein logisch.
Wie aber kommt denn nun Wissen ins Innere der Dinge?
Damit ein Ding als physisch real gelten kann, muss es eine gewisse Konstanz seiner Erscheinungen aufweisen. Das ist ein Kriterium, das selbstverständlich benutzt wird, ohne dass es explizit als Teil einer physikalischen Theorie formuliert wurde. Es ist ja auch viel zu grundsätzlich. Es ist eigentlich logisch. Da gehört es hin, in die Sphäre des Mentalen, des Wissens.
Tatsächlich haben wir diese Beständigkeit als wesentliches Merkmal von Wissen ausgemacht; wir haben Wissen geradezu so definiert. Was natürlich nur Sinn macht, wenn es auch das Andere gibt, die Veränderung, durch die Aktivität definiert wird.
Wissen ist nicht nur der feste Grund, auf den wir uns verlassen können, das, was immer gleich bleibt, wie der Fels in der Brandung des Wandels und der Aktivität; es ist auch das, was sich ausdrückt in charakteristischer Aktivität. Es ist überbrückte, begriffene Differenz, eingefangene Aktivität, zur Ruhe gekommen, aber immer potentiell vorhanden.
Und genauso haben wir uns materielle Dinge vorzustellen, als erfüllt und getrieben von innerer Aktivität. Doch diese Aktivität ist gebändigt und äußert sich als kontinuierliches Erscheinen der Dinge, als Interaktion mit anderen. Physikalisch werden so zum Beispiel Masse und Energie der Dinge bestimmt. Diese beiden Begriffe entsprechen im Wesentlichen denen des Wissens und der Aktivität, nur dass letztere viel allgemeiner gefasst sind, prinzipieller, ein logisches Konzept markierend.
Braucht die Welt also menschliche Beobachter, um zu existieren? — Nun, ganz abgesehen davon, dass wir unsere Welt tatsächlich nicht ohne uns kennen, stellt sich diese Frage nicht wirklich, nur weil wir Wissen im Herzen der Materie erkennen. Dadurch, dass wir Wissen definieren, machen wir es vielmehr unabhängig von subjektiven Auffassungen, es bekommt eine objektive Gestalt. Als solches können wir es im Physischen agieren lassen, ohne die subjektive menschliche Perspektive — die wir natürlich nie verlassen — in den Vordergrund heben zu müssen. In diesem Sinne ist Wissen nicht weniger objektiv als irgendein Atom oder so.
Aber natürlich bleibt die Objektivität von dieser Erweiterung (um das Wissen) nicht unberührt. Letztlich erhält sie eine menschliche Komponente. Was vielleicht gar nicht so verkehrt ist.
Wenn auch die Materie selbst den Gesetzen des Wissens, also der Logik, unterworfen ist, so heißt das doch keineswegs, dass sich das tatsächliche Geschehen rein logisch ableiten ließe. Nicht mal theoretisch. Denn die Theorie der X-Logik kennt weder absolut elementare Grundbausteine noch absolute all-umfassende Pläne. Es gibt also nicht das eine System für alles, ebenso wenig wie geschlossene Teil-Systeme ohne Intervention von außen.
Letztlich kann gerade dieses Wissen dabei helfen, unsere Systeme robuster und praktikabler werden zu lassen. Einerseits verlassen wir uns nicht auf die trügerische Sicherheit absoluter Begründung, und andererseits verlieren wir uns nicht in endlosen Ketten derselben.
Alle Realität ist im Grunde Wissen. Das heißt auch, dass Wissen nicht die subjektive und mehr oder weniger zufällige Adaption einer davon unabhängigen Realität ist. Vielmehr findet es sich im Kern jeder objektiven Realität — und ist selbst etwas Objektives.
So neu ist die Idee gar nicht. Logik zum Beispiel gilt schon lange als objektiv und ist doch irgendwie eher dem Reich des Wissens zugeordnet als dem der materiellen Realität. Dabei ist es keineswegs nur so, dass ohne Logik keine Art von wissenschaftlicher Untersuchung der materiellen Realität möglich wäre, sondern allgemein wird selbstverständlich davon ausgegangen, dass sie in den Dingen selbst existiert, dass die Dinge nach ihren Regeln funktionieren.
So gesehen erweitern wir hier dieses Konzept nur und ersetzen die gewohnte Logik durch die X-Logik. Die sich nicht auf Operationen mit Wahrheitswerten beschränkt, sondern die grundlegenden Gesetze des Wissens erforscht.
Die Physik sieht die Welt durch die Brille der Physik. Mehr kann sie nicht — auch wenn sie manchmal mehr zu wollen scheint. Was zweifellos ihr gutes Recht ist, ja sogar ihre Pflicht. Denn letztlich kommt es nicht darauf an, was die Theorie behauptet, sondern nur darauf, was wirklich geschieht. Daraus jetzt aber zu folgern, es gäbe so etwas wie die eine objektive Wirklichkeit jenseits jeder derartigen Sehhilfe, hieße, über’s Ziel hinaus zu schießen. Und vor allem verführt gerade das dazu, irgendwann das Bemühen um Objektivität und Realität oder auch Wahrheit aufzugeben, gar zu verbieten.
Dabei spricht nichts dagegen, davon auszugehen, dass jede Realität eine bestimmte Ansicht der Realität ist. Realität ist immer reflektierte, gewusste. Etwas anderes lässt sich beim besten Willen nicht feststellen — warum sollte es dann da sein? Und überhaupt — was sollte es sein?