Folgende Artikel wurden im Monat August 2009 veröffentlicht:

Auf einen Blick

Wenn wir eine zeitliche Abfolge von Zuständen, einen Prozess, als Ganzes erfassen und darstellen, dann kommen die Zustände nebeneinander zu liegen, sie bilden sozusagen eine räumliche Dimension.

Das ist der ganze Trick. So haben wir den ganzen Prozess auf einen Blick. Wir wissen, was geschieht, was geschehen ist und geschehen wird.

Die räumliche Anordnung ist Ausdruck des Wissens, Raum ist immer ein Raum des Wissens, und Wissen ist immer räumlich. Wissen ist die eigentliche Dimension (des Raums).

Konstruktion

Der dreidimensionale Raum, wie er uns so überaus vertraut ist, ist im Grunde eine sehr komplizierte Konstruktion unseres Verstandes, bedingt durch unsere Art der Wahrnehmung (vor allem mit den Augen). Seine scheinbare Einfachheit ist einfach nur ein Ausdruck unserer Vertrautheit mit ihm.

Wir müssen nichts bewusst konstruieren, sofern wir überhaupt in der Lage sind, uns normal zu verhalten. Das Programm, das diese Konstruktion leistet, ist insofern elementar, als es zur unentbehrlichen Grundausstattung gehört.

Es prägt nicht nur den Raum, sondern auch alles, was in ihm ist, also das ganze Universum.

Strukturiert

Die vertraute Dreidimensionalität ist eine mögliche Struktur des Raums. Viele andere sind möglich. Wobei der Ausdruck „möglich“ hier verwirren kann, denn jede mögliche Struktur existiert auch. Unabhängig davon, ob sie im Moment realisiert ist oder nicht. Wie ein Programm, das unabhängig davon, dass es gerade aktiv ist — oder auch nicht — besteht.

Der Raum umfasst alle möglichen Strukturen, er bildet sozusagen den Rahmen, in dem sich die Strukturen enfalten. Allerdings ist er nie ohne jede Struktur.

In unserem System sind Strukturen grob gesagt irgendwo zwischen Raum und Ding anzusiedeln. Anders als jene sind sie flexibel und dynamisch.

Restrukturierung

Programme schaffen Kontinuität, wo sonst nur Lücken sind. Sie verbinden weit voneinander entfernte Daten miteinander, so dass sie plötzlich direkt nebeneinander liegen. Sie arrangieren die Dinge neu, restrukturieren den Raum — und schaffen so einen neuen Raum.

Virtuelle Gesetze

Vieles von dem, was wir mit einem Abbild der Wirklichkeit machen können, ist in der Realität selbst unmöglich. Im Modell oder in der virtuellen Realität herrschen andere Gesetze als in der echten. Das heißt aber nicht, dass es dort keine Gesetze gibt.

Das Vorhandensein von — so weit wir sehen können — universellen Naturgesetzen ist also kein Indiz dafür, dass es nur die eine Realität gibt, und dass das, was diesen Gesetzen gehorcht, nicht auch auf einer sehr tiefen Ebene virtuell ist. Oder dass diese Gesetze unabhängig davon sind, dass und wie die Welt dargestellt und erlebt wird.

Viel wahrscheinlicher ist das Gegenteil: dass Realität immer irgendwie abgebildet und virtuell ist.

Letztlich gibt es keinen logischen Unterschied zwischen einer virtuellen und der wirklichen Realität.

Konstruktion der Welt

Jedes Bild der Welt ist aktiv erzeugt. Selbst die scheinbar passive sinnliche Wahrnehmung ist in Wirklichkeit aktiv. Wie auch jede wissenschaftliche Messung. So ist alles, was wir über die Welt wissen, im Grunde eine Konstruktion.

Alles Reale ist konstruiert. Wir lassen es Wirklichkeit werden.

Wissens-Modell

Die Suche nach Wissen ist meist die Suche nach einem Modell der Welt, das uns Aufschluss darüber gibt, wie wir am besten angepasst an unsere Bedürfnisse und die gegebenen Verhältnisse handeln können.

Ein solches Modell kann kommuniziert und gemeinsam ausgearbeitet werden, so dass wir unsere Kräfte bündeln und als ein Ganzes agieren können — wenn auch mit einer gewissen Verzögerung und gewöhnlich mit Reibungsverlusten.

So funktioniert explizites Wissen.

Symbolisch handeln

Wissen beruht auf Konventionen des Handelns. Wir lernen, unser Wissen in der richtigen Weise anzuwenden. Erst dann besitzen wir es wirklich.

Sprachliche oder auch bildliche Ausdrucksformen des Wissens dienen als Anhaltspunkte, die es uns erleichtern, die richtigen Handlungen zu rekapitulieren. Sie können aber auch zum Selbstzweck werden, wenn unser Handeln sich fast nur noch auf diese Symbole bezieht. Auf diese Weise entstehen komplexe Gebäude, in sich geschlossene künstliche Welten.

Diese virtuellen Wirklichkeiten bündeln unsere Aktivität und übertragen die resultierende Energie auf jeden, der eine Funktion in ihnen übernimmt. Das macht die künstlichen Realitäten zu realen. Sie versorgen uns mit allem, was wir brauchen, und bilden unseren Zugang zu allen anderen Ebenen der Wirklichkeit.

Menschliche Realität

Die menschliche Wirklichkeit ist geprägt von gesellschaftlichen Verhaltensweisen und gemeinsamen Aktivitäten. Über die Sprache und viele andere Medien wird sie vermittelt und gestaltet. Dabei beschäftigt sich der Mensch hauptsächlich mit seinesgleichen. Sprache, Wissen und letztlich auch Wirklichkeit sind soziale Phänomene.

Ob wir wollen oder nicht — wir sind gezwungen, auch die nicht-menschliche Wirklichkeit mit den Augen zu sehen, die uns zur Verfügung stehen, und die nun mal entscheidend vom menschlichen Zusammenleben geprägt sind.

Und tatsächlich können wir feststellen, dass wir viel weiter reichen, dass unsere Verwandtschaft viel größer ist, als uns zunächst bewusst ist.

Die Identifikation mit dem Menschsein mag zwar schon ein Fortschritt sein gegenüber einer Beschränkung auf eine Nation oder so, letztlich ist sie aber doch auch genauso künstlich und begrenzt.

Abgrenzung ist sicherlich charakteristisch für das, was gewöhnlich Wissen genannt wird. Viel grundlegender ist aber das Gemeinsame. Um dieses zu kosolidieren, ist manchmal Abgrenzen angebracht. Es bleibt aber doch nur eine sekundäre Funktion, ein Produkt, nicht die Grundlage von Wissen.