Folgende Artikel wurden im Monat Mai 2008 veröffentlicht:

Wissenspartikel

Manchmal meinen wir mit „Wissen“ das Ganze, etwa die Gesamtheit aller uns bekannten Daten, Modelle, Theorien, Gesetze und so weiter. Manchmal sprechen wir aber auch dann schon von „Wissen“, wenn wir nur einzelne Elemente daraus meinen. Die durchaus sehr klein sein können, punktuelle Fakten, Messwerte, wie zum Beispiel die Länge eines Stabes.

Analog zu physikalischen Begriffen sollten wir hier vielleicht von Körpern des Wissens im Raum des Wissens reden.

Der abstrakte physikalische Raum wird gern über die konkret erfahrbaren physikalischen Objekte definiert, als Inbegriff charakteristischer Eigenschaften derselben, insbesondere ihrer Ausdehnung. Wie steht’s dann aber mit den Objekten des Wissens? Besitzen sie etwas Vergleichbares, eine Art Länge womöglich, die zu einem entsprechenden Raum abstrahiert werden kann?

Nun, normalerweise scheinen wir dergleichen nicht wirklich zu brauchen. Fakten zumindest sollten doch wohl eher exakt, Messwerte möglichst präzise, Wahrheit nicht eventuell falsch sein. Jede derartige Ausdehnung würde nur verfälschen.

Was übrigens im Allgemeinen auch für physikalische Objekte gilt. In der Mechanik zum Beispiel ignorieren wir gewöhnlich alle möglichen oder tatsächlichen Ausdehnungen und behandeln die Körper als bloße Punktmassen. Ihre Bewegungen sind Übergänge zwischen verschiedenen Orten, den Punkten des Raums.

So gesehen sind die physikalischen Objekte für die Physik eigentlich nichts anderes als Objekte des Wissens. Wirklich nachweisbar existieren sie nur in ihren beobachtbaren, insbesondere messbaren, Erscheinungen. Das sind die Fakten. Der Rest ist Interpretation. Sicherlich wissen wir, dass sie auch dazwischen existieren. Die Erfahrung bestätigt uns das immer wieder. Aber was tatsächlich zählt sind allein die Fakten, die Daten, die Wissenspartikel.

Auf der anderen Seite ist es jedoch gerade das Dazwischen, das zählt. Reine Fakten sind dürftige Fakten, eigentlich überhaupt keine. Für sich allein machen sie keinerlei Sinn. Sie müssen einen Körper bilden. Dieser Körper ist mehr als nur die bloßen Tatsachen. Er ist Wissen. Weit verbreitetes, wenn auch weitestgehend unbeweisbares, Wissen. Dies ist die wahre Substanz jeden Körpers. Es gibt ihm Volumen, es ist räumlich, ausgedehnt.

So ist letztlich jedes Ding ausgedehnt, selbst der scheinbar infinitesimal allerkleinste Sachverhalt noch. Weil er Wissen ist.

Wahrheit und Wissen

Der Raum des Wissens ermöglicht und erfordert eine neue Logik, eine Logik des Wissens. Traditionelle Logik beschäftigt sich dagegen mit Wahrheit, insbesondere mit Wahrheitswerten, also im Allgemeinen Wahr und Falsch. Für diese gilt, dass sie sich gegenseitig ausschließen: was wahr ist, kann nicht falsch sein, und umgekehrt.

Für Wissen gilt das nicht in gleicher Weise. Es kennt ein viel breiteres Spektrum an möglichen Ausgestaltungen, die, selbst wenn sie sich teilweise widersprechen, nebeneinander existieren können. Gerade dieses Nebeneinander ist wichtig, es konstituiert ein Spannungsfeld, ein Geflecht von Relationen, die erst das ausmachen, was „Wissen“ genannt werden kann. So ist Wissen in all seinen möglichen Ausprägungen ausgedehnt und voller innerer Spannung. Jede dieser Erscheinungsformen aber vereinigt sich wiederum mit anderen zu immer neuen Gestalten des Wissens.

Bemerkungen über den Aufbau des Projektes

Auf keinen Fall ist es fertig, immer wieder kommt Neues dazu. Dieses wird in der Regel im Blog Bewegungen zuerst veröffentlicht und dort auch kommentiert und diskutiert. Die meisten Artikel werden dann in passende Kapitel eingfügt, wobei ihr Inhalt wie auch die Einteilung und alles andere sich ständig weiterentwickeln kann.

Die überarbeitete Fassung ist über den entsprechenden Verweis in der Fußzeile des Originalartikels zu erreichen. Für eine Weiterleitung in die entgegengesetzte Richtung muss die Überschrift des jeweiligen Abschnitts angeklickt werden.

Reduktion

Der herkömmlichen Logik und der darauf basierenden Wissenschaft fehlt weitestgehend die Fähigkeit, dynamische Inhalte adäquat wiederzugeben. Sie ist zu starr. Sie baut auf immer gleich bleibende Verhältnisse. Neues wird nur hinzugefügt, aber nicht durch Wandlung des Alten erzeugt. Grundsätzliche Veränderungen würden dem Ganzen den Boden entziehen.

Um dies zu vermeiden, wurden die Grundlagen immer weiter abstrahiert und miniaturisiert, zu kleinsten Bausteinen und allgemeinsten Regeln. Aus diesen kann alles Mögliche konstruiert werden. Allerdings ist der Weg von den elementaren Voraussetzungen bis zum realen Ergebnis dadurch unüberschaubar lang und komplex geworden.

In der Praxis geht niemand den ganzen Weg. Für einzelne Zwecke gibt es eigene Modelle. Diese sollten zwar im Prinzip auf die allgemein anerkannten Fundamente zurückzuführen sein, was aber eigentlich in keinem Fall tatsächlich praktikabel ist. Letztlich kommt es nur darauf an, die für den jeweiligen Zweck geeigneten Methoden zu finden und zu etablieren.

Das Problem ist, dass diese gängige – und einzig realistische – Praxis theoretisch nicht wirklich fundiert ist. Dadurch fehlt die Möglichkeit, darüber allgemein verbindlich zu kommunizieren. Es fehlt der größere Bereiche abdeckende sichere Plan

Der Akt des Wissens

Wissen fasst verschiedene Dinge zusammen — und macht daraus eins.

Wissen stellt fest, dass die Dinge sich so und so zueinander verhalten. Es gibt eine gewisse Regel in diesem Verhalten, eine konstante Beziehung. Genau dies, was regelmäßig geschieht, sich also in immer derselben Weise wiederholt, ist das, was feststeht, das neue Ding des Wissens. Indem es sich auf diese Weise herauskristallisiert hat, ist es begreifbar geworden, handhabbar. Das macht es zum Gewinn an Wissen.

Das, was wir hier beschrieben haben, ist der Kernprozess, der Wissen ausmacht, es konstituiert. Wir sollten ihn uns häufiger vor Augen führen, rekapitulieren, verinnerlichen. Nur so können wir ihn wirklich verstehen.

Es ist besonders wichtig zu begreifen, dass es sich um einen Prozess handelt, dass also etwas geschieht, eine Veränderung. Aktivität findet statt. Ohne diese gäbe es kein Begreifen, kein Wissen. Denn in dieser Aktivität bringen wir das, was ursprünglich nichts miteinander zu tun zu haben schien, zusammen. Es findet ein Übergang statt. Und nur, wenn dieser Übergang zur unumstößlichen Gewohnheit geworden ist, steht die sich darin darstellende Beziehung fest. Sie wiederholt sich von nun an ganz von selbst. Es ist jetzt zweifelsfrei klar, dass diese Dinge genau in dieser Weise zusammengehören — und in diesem Sinn eins sind.