Folgende Artikel wurden im Monat April 2009 veröffentlicht:

Auf Knopfdruck

Ein Druck auf den Knopf — und schon sind wir ganz woanders. Ganz neue Räume öffnen sich. Häufig muss nur ein bestimmtes Wort angeklickt werden, und wir betreten unermessliche Sammlungen des Wissens, Bibliotheken, die Antworten auf nie gestellte Fragen parat haben. Plötzlich ertönt Musik; ein Film läuft ab; oder jemand teilt uns etwas mit, wir sprechen miteinander.

Überall gibt es derartige Knöpfe, Bildchen, verweisende Wörter — einfache Dinge, die, wenn wir sie berühren, aufpoppen zu einem ganzen Universum.

Dies ist eine Metapher für die neue Welt des Wissens, mehr noch, eine unverzichtbar gewordene Methode. So ist Wissen heutzutage organisiert — und nicht in mehr oder weniger übersichtlichen Regalen und Fächern, mit Büchern, die in Kapitel unterteilt sind, in Absätze, Sätze, Wörter, Buchstaben — die, zu Wörtern zusammengefügt, Sätze ergeben, die etwas aussagen und nach und nach immer umfangreicheres Wissen darstellen.

Die neue Methode verlangt und begründet eine neue Theorie. Eine Theorie des Knopfdrucks, basierend auf einer Pop-up-Logik.

Pop-up-Logik

Die X-Logik kann als eine Verallgemeinerung des Konzepts der Hyperlinks angesehen werden: jedes Ding ist mit einem Raum verlinkt. Jedes Ding ist das Tor zu einem ganz eigenen Raum, es kann aktiviert werden — und poppt dann sozusagen auf.

Knoten

Das Ding markiert den Übergang zwischen zwei Räumen. Der Übergang ist Aktivität. Alle Aktivität, jede Aktion, ist letztlich nichts anderes als ein Übergang zwischen Räumen.

Das Ding aber ist sozusagen eine Vereinigung möglicher Übergänge. Jedes Ding ist ein Aktivitäts-Knoten, es ist Ziel und Quelle vielfältiger Aktionen.

Statisch

Jetzt haben wir (mindestens) zwei verschiedene Definitionen von Aktivität: zunächst hieß es, dass sie der Übergang von einem (statischen) Zuststand zu einem anderen sei, dann wurde sie als der Übergang zwischen Räumen definiert.

Ist also Raum eine Art Zustand, am Ende gar statisch? — Genau!

Logische Grundlagen

Könnten wir die Grundbegriffe der Logik einfach und eindeutig definieren — dann wären die bei dieser Definition verwendeten Begriffe die eigentlichen Grundbegriffe.

Was womit gemeint ist, lässt sich nur erlernen — durchs Tun. Wenn die Handlungen klar und elementar sind, dann kann das Gemeinte eventuell logisch genannt werden.

Welche Handlungen klar und einfach sind, hängt ganz entscheidend von der Umgebung ab, in der sie stattfinden. Von den Möglichkeiten, die zur Verfügung stehen. Im Falle der Logik sind das vor allem die Möglichkeiten des Ausdrucks und der Darstellung, das was heute die Medien genannt wird.

Die aber haben sich — womöglich entscheidend — gewandelt.

Vom Raum ausgehend

Mechanische Apparate sind im Großen und Ganzen linear aufgebaut. Die Kraft wird von einem Bauteil aufs nächste übertragen, wofür eine geeignete Verbindung bestehen muss.

Beim Computer liegen die Dinge grundsätzlich anders: die Aktivität kann beinahe beliebige Sprünge machen. Sie wird zwar vom Programm gelenkt und eingeschränkt, das Programm aber kann dabei aus dem Vollen schöpfen. Gerade deshalb kann es so genau sein, noch auf die feinsten Nuancen reagieren, seinen Weg an allen Hindernissen vorbei suchen.

Der jeweilige Weg kann durchaus „linear“ genannt werden — doch seine Grundlage ist nicht linear, sondern räumlich.

Inbegriff der Aktivität

Es ist überaus sinnvoll, Raum als fundamentalen Begriff hier einzuführen. Und es hat weitreichende Folgen.

„Raum“ verweist auf eine grundsätzliche Unbestimmtheit und Offenheit: Viel mehr ist möglich, als auf den ersten Blick sichtbar. Und die Dinge verändern sich, durch permanente (Inter-)Aktivität. Lineare Darstellungen dieser Aktivität stoßen da schnell an ihre Grenzen, weil alles viel zu komplex wird.

In dieser Situation kann der Begriff des Raums vieles vereinfachen. Er fasst zusammen, erfasst das Ganze.

Er ist aber auch logisch einfacher, kommt noch vor jeder Linearität. Dann nämlich, wenn wir Raum als Inbegriff der Aktivität schlechthin verstehen.

Einzelne lineare (Inter-)Aktionen sind Ausdruck dieses Potenzials, durch ständige Wiederholung eingefahrene Spuren, in den Raum gegraben, ihn strukturierend, die Aktivität kanalisierend.

Unterscheidung

Manchmal wird unterschieden zwischen der Realität — und dem, was wir von ihr wissen oder wahrnehmen, also der (geistigen) Repräsentation der Realität. Doch so sinnvoll diese Unterscheidung manchmal sein kann, so wenig ist sie absolut zu sehen.

Zum einen ist jede Repräsentation der Realität selbst real. Zum anderen entpuppt sich all das, was wir zu irgendeinem Zeitpunkt als real betrachten, irgendwann als bloße Repräsentation.

So spielt diese Unterscheidung vor allem eine wichtige Rolle beim Fortschritt des Wissens (der auch immer begleitet ist von praktischen Veränderungen, veränderten Verhaltensweisen und so). Im Grunde handelt es sich um die Unterscheidung zwischen guten oder schlechten Repräsentationen, zwischen solchen, die die Realität treffen und weiterbringen — und solchen, die sie verfehlen und behindern.