Uhren dienen der Synchronisation. Mit ihrer Hilfe werden verschiedene Prozesse so aufeinander abgestimmt, dass sie möglichst reibungslos ineinander greifen. Wie die Zahnräder einer Uhr. Oder irgendeines anderen mechanischen Apparates.
Uhren sind in hohem Maße die Taktgeber des mechanischen Zeitalters. Sie übertragen ihren Rhythmus auf alles, bestimmen unser Leben mehr als uns normalerweise bewusst ist. Wir bewegen uns in ihrem Raum — und halten das für das Natürlichste der Welt.
Manchmal hat es den Anschein, als lebten wir nur noch für die Uhren und all die anderen Maschinen. Ihre beständige Reproduktion scheint der ganze Sinn des Seins zu sein.
Das ist ganz typisch für den Raum eines Dinges, einen Raum des Wissens. In irgendeinem bewegen wir uns immer. Und keiner lässt uns unberührt.
Streng genommen hat jedes Ding seine eigene Zeit, nämlich seinen eigenen Rhythmus der Erneuerung. Dieser Rhythmus ist Teil dessen, was wir den Raum des Dinges nennen. Da sich nun aber die Räume verschiedener Dinge durchdringen — was sich meist als Wechselwirkung äußert — beeinflussen sich auch ihre Rhythmen gegenseitig. So pulsieren die entsprechenden Dinge synchron. Soweit es ihnen möglich ist; wenn nicht, finden sie nicht statt, realisieren sie sich in dieser raum-zeitlichen Umgebung nicht.
Ein Ding tritt in Erscheinung, indem es eine Wirkung auf ein anderes hat — das dadurch selbst wieder angeregt werden kann, auf ein anderes einzuwirken — und so weiter. Auf diese Weise können sich Dinge unter geeigneten Umständen immer wieder gegenseitig aktivieren (und eventuell synchronisieren).
Vergangenheit gilt als feststehend, als unveränderlich. Genau deshalb ist sie im Prinzip erkennbar, also im weiteren Sinne Wissen.
Wir machen daraus echtes Wissen, wenn wir die Spuren vergangenen Geschehens aufspüren, sammeln und daraus dieses Geschehen rekonstruieren, uns ein Bild davon machen.
Alles, was geschieht, hinterlässt Spuren. Es schlägt sich irgendwo nieder. Es verändert etwas.
Wissen ist eine Art gefrorene Aktivität. Erstarrt, feststehend, vergangen.
Häufig wollen wir wissen, was in der Zukunft passieren wird. Dies ist wahrscheinlich der Hauptzweck von Wissen: vorherzusehen, was bei bestimmten Ereignissen und möglichen Handlungen herauskommt. Das versetzt uns in die Lage, das Richtige zur rechten Zeit zu tun, um bestmögliche Ergebnisse zu erzielen.
Allgemein wird davon ausgegangen, dass das Resultat vieler Prozesse vorhersagbar ist (sofern nichts Unvorhergesehenes dazwischen kommt). Diese Prozesse sind also in gewissem Sinne immer schon fertig. Sie sind vergangen, ein Stück Vergangenheit.
Darum studieren wir Vergangenes: um mehr und mehr derartige Stücke anzuhäufen, Stücke der Gewissheit, Stücke von Wissen. Auf dass sie uns dabei helfen, die Zukunft zu bauen, die wir wollen.
Jeder Moment ist ein Moment der Wechselwirkung und der Erzeugung von Wissen: jeder Moment ist ein Moment der Wahrnehmung, ein Moment der Beobachtung.
Unsere verschiedenen Bestimmungen des zeitlichen Moments verweisen auf physische Realititäten, die den Begriff der Zeit erst physikalisch sinnvoll machen. Sie sind immer schon impliziert, wenn in der Physik von „Zeit“ die Rede ist, nur bisher kaum registriert worden.
Physisch real ist nicht nur die Aktivität (die Wechselwirkung), sondern auch das, was hier „Wissen“ genannt wird. Damit ist gemeint, dass Aktivität etwas verändert, und dass diese Veränderung bleibender Ausdruck der Aktivität ist. In ihr ist die Aktivität sozusagen gespeichert.
Der Übergang von einem momentanen Zustand zu einem anderen ist selbst ein momentaner Zustand. Wechselwirkung zwischen zwei Dingen ist selbst ein Ding. In einem eigenen Raum, der als solcher nicht vergeht.
Räume müssen nicht vergehen, sie verdrängen sich nicht gegenseitig, sondern überlagern sich, durchdringen einander. Der Raum des Wissens bietet reichlich Raum dafür, genug für alle.
So kann Wissen ewig bestehen bleiben, als Raum, der, in dem Moment wo er aktiviert wird, die entsprechenden Dinge generiert.
Uhren sind von großer Bedeutung für die Physik. Physik wurde überhaupt erst möglich durch die Entwicklung von verlässlichen reproduzierbaren Zeitmessgeräten. Von Anfang an hat der damit einhergehende spezielle Begriff von Zeit die physikalische Theorie entscheidend geprägt — und damit die Vorstellungen von der physischen Realität.
Es handelt sich im Wesentlichen um eine unnachgiebige, kalte, seelenlose, letztlich sinnlose Realität. Die Dinge nehmen ihren Lauf — und weiter ist nichts. Ja, die Dinge selbst sind belanglos, erst recht die belebten, denkenden, fühlenden. Die Zeiger der Uhren schreiten stupide vorwärts (selbst wenn es keine Zeiger und keine Uhren gibt).
In der neueren Physik, speziell der Relativitätstheorie, spielt Zeit eine durchaus andere Rolle als in der klassischen Mechanik. Sie ist nicht mehr die universelle, absolute. Sie kann nur relativ bestimmt werden, relativ zum Bezugssystem, das zunächst, in der speziellen Relativitätstheorie, allein durch seine Bewegung bestimmt ist; später, in der allgemeinen Relativitätstheorie, kommen noch andere physikalische Eigenschaften dazu. Letztlich sind es die physikalischen Objekte, die Dinge, die direkten Einfluss auf den Lauf der Zeit haben.
Dieser Effekt wird jedoch selten deutlich herausgestellt. Die Tatsache, dass selbst der Gang der Uhren maßgeblich von den Dingen und die durch sie fokussierte jeweilige Sichtweise abhängt, wird wohl erwähnt, allerdings meist stark verklausuliert und sofort hinter weitgehend esoterischen (für den Nicht-Eingeweihten nicht zu verstehende) mathematischen Formeln versteckt. Sie bedroht den Anspruch der Universalität physikalischer Gesetze, auf den scheinbar nicht verzichtet werden kann.