Folgende Artikel wurden im Monat Januar 2009 veröffentlicht:

Messraum

Der Raum eines Messgerätes kann „Messraum“ oder auch „Eigenschaftsraum“ genannt werden. Alle anderen Objekte werden dort relativ zu dem Messgerät bestimmt, meist in Form von Messwerten einer für das Messgerät charakteristischen Eigenschaft.

An jedem Punkt seines Raumes nimmt das Messinstrument eine spezifische Gestalt an, wenn es mit dem zu messenden Objekt interagiert; in der Regel stellt es einen bestimmten Wert dar.

Durch diesen Wert, diese Gestalt, ist dieser Punkt des Raums definiert. Die Gesamtheit all dieser Punkte bildet den Raum dieses Messinstrumentes, den entsprechenden Mess- oder Eigenschaftsraum.

In diesem Sinne ist der gewöhnliche dreidimensionale Raum ein spezieller Messraum. Das entsprechende Messgerät ist traditionellerweise ein Maßtab, Lineal oder so.

Idealisierung

Jedes Ding hat mehr als eine Eigenschaft. Es ist auf vielfältige Weise bestimmt, interagiert mit vielen anderen Dingen.

In den Wissenschaften wird diese Vielzahl von Interaktionen oft als störend angesehen. Sie macht die Dinge unberechenbar, in ihrem Verhalten unvorhersehbar.

Wissenschaftliche Theorie erfasst immer nur einen Teilaspekt der realen Dinge. Deshalb erscheinen sie in der Theorie als idealisiert, reduziert auf das — in dem jeweiligen Zusammenhang — Wesentliche.

Doch auch in der wissenschaftlichen Praxis ist es meistens wichtig, störende Einflüsse auszuschalten. Dazu werden Räume gebraucht, die in diesem Sinne abgeschlossen sind und so erst die Bedingungen herbeiführen, die der Theorie entsprechen.

Logisch unverzichtbare Wiederholung

Dinge erscheinen immer wieder. Das ist einfach so. Eine tiefergehende Begründung können wir nicht geben. Wir könnten einfach nicht von „Dingen“ sprechen, ja, es wäre gar nichts da, wenn es keine derartige Konstanz und Beständigkeit ihrer Erscheinungen gäbe. Nur durch wiederholtes In-Erscheinung-Treten kann überhaupt irgendetwas irgendwie identifiziert werden; es ist also logisch unverzichtbar.

Genauso gut können wir das Ganze auch anders herum angehen und sagen, dass wir, eben weil sich bestimmte Erfahrungen immer wiederholen, zu dem Schluss kommen, dass etwas da sein muss, ein Ding, mit dem wir interagieren.

Ohne eine gewisse Gleichförmigkeit in unseren Wahrnehmungen und Gedanken könnten wir weder etwas wahrnehmen noch etwas wissen. Ohne sie gäbe es gar keine Wahrnehmung und kein Wissen. Da wäre nichts — wenn überhaupt…

Normale Verteilung

Es ist von entscheidender Bedeutung, zu verstehen, dass Ausbreitung und Wiederholung elementare Momente alles Seienden sind. Sie bezeichnen sozusagen den Grundzustand, aus dem sich alle anderen irgendwie ableiten lassen, als Spezialfälle, die unter besonderen Bedingungen auftreten.

Das widerspricht durchaus dem gewohnten Ansatz, der allgemein von isolierten statischen Einheiten ausgeht — ohne sich zum Beispiel Gedanken darüber zu machen, wie denn jene Objekte unserer Wahrnehmung und unserem Wissen zugänglich sein sollten, wenn sie tatsächlich so unbeweglich und abgeschlossen wären.

Laborbedingungen

Die für die Physik und andere Wissenschaften so wesentlichen Idealisierungen werden oft so gesehen, als spiegelten sie die ursprünglichen Verhältnisse wieder, vor jeder Verschmutzung sozusagen. So wie die Dinge wirklich sind.

In Wirklichkeit jedoch zeigen diese Dinge ihr vermeintlich „wahres Gesicht“ nur in einer ganz speziellen Umgebung. In einem, oft nur mit viel Aufwand herzustellenden, Raum. Nur in diesem können sie sich vermehren, also in Erscheinung treten.

Und andererseits können in dieser Umgebung, unter den so erzeugten (Labor-)Bedingungen, nur dahinein passende Erscheinungen gedeihen und beobachtet werden.

Alles andere gilt dann als wissenschaftlich nicht belegbar.

Universelle Leere

Das Ideal der Mechanik ist der leere Raum, in dem wenige Objekte miteinander interagieren, deren Verhalten allein von ihren Massen bestimmt wird. Diesem Ideal kommt der Raum zwischen den großen Himmelskörpern unseres Sonnensystems sehr nahe. Und tatsächlich wurden die Gesetze der Gravitation, der Trägheit und so weiter zunächst aus den Beobachtungen der Sterne, insbesondere der Planetenbewegungen, abgeleitet.

Auf der Erde kam es darauf an, Situationen zu finden oder zu schaffen, wo störende Faktoren wie die Reibung nicht allzu sehr ins Gewicht fielen und deshalb vernachlässigt werden konnten. Auf glatten Oberflächen rollende oder an Fäden hängende aufeinander stoßende (Billiard-)Kugeln bieten sich hier an, aber auch frei fallende Körper. Der Vergleich dieser Bewegungen mit denen der Himmelskörper führte zur Entdeckung neuer Gesetze von beeindruckender Universalität.

Wie sehr dieses Ideal der Mechanik unsere Welt geprägt hat, spiegelt sich nicht nur zum Beispiel in den überall zu findenden glatten Oberflächen wider, sondern vor allem auch in unseren Köpfen, unseren grundlegenden Vorstellungen, den tiefsitzenden Vorurteilen: Die wahre Wirklichkeit muss hart und glatt sein und lebensfeindlich wie der leere Weltraum.

Begrenzte Sichtweise

Die allgemein verbreitete herrschende Logik basiert ganz entscheidend auf der Voraussetzung, dass der Raum eines Dinges begrenzt ist. Seiner Ausdehnung und Ausbreitung sind Grenzen gesetzt, und zwar durch die Existenz anderer.

Die Dinge stoßen aneinander, sie verdrängen sich gegenseitig.

Dies ist die Logik der Festkörper, der Mechanik. Es ist die Logik der abgegrenzten Territorien, des Besitzens, des Eroberns und Verteidigens, der kriegerischen Auseinandersetzungen — ebenso wie auf der anderen Seite der freundschaftlichen Begegnungen und sanften Berührungen.

Es ist die Logik der Grenzen und des Einzelnen. Entweder dies oder das; oder gar nichts; auf keinen Fall aber beides. Die Logik des NAND, des Nicht-Und. — Oder des NOR, des Nicht-Oder: wir müssen uns entscheiden, Partei ergreifen.