Folgende Artikel wurden im Monat Juni 2008 veröffentlicht:

Dynamische Strukturen

Der Akt des Wissens (wie zuvor beschrieben) ist zentral und fundamental und hat Auswirkungen auf alles, was auf ihm aufbaut. Er prägt die Struktur von Wissen, macht sie grundsätzlich dynamisch.

Wie ist das zu verstehen? Heißt das, dass es keine feste Struktur gibt, sondern sich hier alles ständig verändert?

Nun, zunächst geht es nur darum, dass die einzelnen Elemente jeder Struktur aus Aktivität hervorgehen und gewissermaßen in ihrem Innersten Aktivität sind.

Doch wir haben noch mehr festgestellt, nämlich dass auch immer schon eine räumlich strukturelle Komponente vorhanden ist, ein Geflecht von Beziehungen etwa und eine innere Spannung. Wir können den Akt des Wissens deshalb auch so beschreiben, dass eine räumliche Struktur verdichtet und vereinfacht wird zu einem Ding.

Da dieses Ding aber nur dann real ist, wenn es eine immer wieder zu beobachtende Regelmäßigkeit darstellt, wenn es sich also vervielfältigt, erzeugt es selbst wieder eine ganz eigene Struktur, die gebildet wird aus seinen Erscheinungen. So gesehen ist der zentrale Akt des Wissens der Übergang von einer Struktur in eine andere.

Aktivität ist also keineswegs nur eingeschlossen in den Elementen, aus denen die Strukturen des Wissens gebildet werden, sondern dieselbe Aktivität ist eigentlich nichts anderes als die Verformung oder Umgestaltung der Strukturen selbst.

Die eigentlichen Bestandteile der Strukturen sind ihre Veränderungen!

Ein Ding

Die zuvor erwähnten elementaren Bestandteile der Strukturen des Wissens sind genau das, was wir andernorts Objekte oder Körper oder Partikel des Wissens genannt haben. Heutzutage denken wir dabei womöglich am ehesten an Daten, aber jede andere Erscheinungsform von Wissen (oder, wie wir auch manchmal sagen, Information) fällt genauso darunter. Sie muss einfach nur reproduzierbar und immer in der gleichen Weise anwendbar sein, so dass sie sozusagen immer dieselbe Bedeutung hat. Wie etwa eine mathematische Formel. Oder die Beschreibung einer Pflanze. Das heißt, dass diese Elemente oder Objekte oder Dinge durchaus verschiedene Formen aufweisen können, einige sogar sehr komplexe. Dennoch ist jedes von ihnen in gewisser Weise ein Ding. „Ein“ heißt nichts anderes als dass es vervielfältigt werden kann, Eins ist die Basis jeder Vielheit. Und so gesehen ist jedes derartige Ding — trotz aller möglichen Komplexität — einfach. Das ist keine Magie, sondern bloße Logik.

Konstanz

Der Akt des Wissens findet immer schon in einem nicht leeren Raum statt, jede Suche nach Erkenntnis versucht ein stabiles Muster zu entdecken — in einer schon vorhanden Struktur. Selbst das Muster ist in gewisser Weise bereits vorhanden.

Dennoch wird etwas erzeugt: die Hervorhebung des Neuen ist Veränderung des Bestehenden. Aus dem Muster wird ein Ding, das es so noch nicht gegeben hat. Es verdichtet sich, wird konkret, begreifbar. Dadurch entsteht etwas Neues, das mehr ist als nur ein neues Arrangement. Das Wesentliche daran ist nämlich das Erzeugen desselben, was nicht ein für alle mal geschieht, sondern immer wieder neu, immer wenn das neue Ding erscheint. Nur weil es gewohnheitsmäßig oder automatisch passiert, heißt das nicht, dass keine Aktivität nötig ist.

Definition

Wo Wissen ist, ist auch Aktivität. Nur so kann es in Erscheinung treten. Es äußert sich in Aktivität. Dabei ist es das, was der Aktivität Form gibt.

Auf dieser Basis lässt sich vielleicht die allgemeinste Definition des Begriffs des Wissens geben, sozusagen als Gegenstück zur Aktivität. Wenn diese für Veränderung steht, dann ist Wissen also das Gleichbleibende und Beständige.

Unberührtheit

Die vorausgegangene Definition von Wissen entspricht der allgemein verbreiteten Vorstellung, dass zum Beispiel die Naturgesetze von universeller zeitloser Gültigkeit sind. Und nicht nur die Gesetze, auch die darin vorkommenden Begriffe beziehungsweise die durch sie ausgedrückten Ideen oder Vorstellungen. Eine Aussage, die für wahr gehalten wurde, mag sich als falsch erweisen, doch die Idee der Wahrheit als solche bleibt davon unberührt. Der Wert einer bestimmten Größe kann sich ändern, nicht jedoch die jeweilige Zahl selbst, also etwa die Drei, oder das, wofür sie steht, ihre Bedeutung, die Idee der Drei.

Und so können wir feststellen, dass wir uns immer schon auf die Konstanz bestimmter Elemente unserer Theorien und Wissenschaften verlassen, dass all unsere Systeme, auch die der Mathematik und Logik, auf dieser Konstanz geistiger Entitäten beruhen. So gesehen hat unsere Definition das einfach nur deutlich herausgestellt und der Konstanz einen Namen gegeben. Wir nennen sie jetzt „Wissen“ — was sicherlich nicht allzu weit hergeholt ist.

Verbundenheit

Wenn jeder einzelne von uns die Naturgesetze auch erst lernen muss — und wieder vergessen kann — so sind diese selbst doch vollkommen zeitlos. Sie existieren sozusagen unabhängig davon, ob wir sie kennen und sehen oder nicht. Sie können in unseren Fokus geraten — und wieder daraus verschwinden. Sie selbst verändern sich dabei jedoch in keiner Weise.

Und so steht es mit allen Dingen, die nur in unserem Verstand oder Geist oder so existieren, also allen Begriffen, Vorstellungen und so weiter. Sie sind keinen zeitlichen und dergleichen Beschränkungen unterworfen, wie sie so typisch sind für physikalisch reale Dinge. Diese Freiheit macht sie einerseits ewig und unantastbar, anderseits aber auch zur reinen Fiktion ohne jede Substanz. Was ihnen fehlt, ist gerade die Wechselwirkung mit der realen materiellen Welt, weshalb sie auch nie nachweisbar sein können.

So jedenfalls werden sie häufig gesehen.

Wir sagen hier jedoch, dass diese scheinbar völlig unabhängig existierende (und so gesehen eigentlich nicht wirklich existierende) Welt des Wissens immer auch mit Aktivität verbunden ist — und auf diese Weise mit allem anderen, durch wechselseitige Beeinflussungen. Denn selbst Wissen kann nicht ohne Aktivität sein. Und das nicht etwa trotz seiner Unbeweglichkeit, sondern gerade wegen ihr. Aktivität ist die Ergänzung zu Wissen, eine logische Notwendigkeit. Um eins zu haben, müssen wir auch das andere nehmen.