Der Akt des Wissens findet immer schon in einem nicht leeren Raum statt, jede Suche nach Erkenntnis versucht ein stabiles Muster zu entdecken — in einer schon vorhanden Struktur. Selbst das Muster ist in gewisser Weise bereits vorhanden.
Dennoch wird etwas erzeugt: die Hervorhebung des Neuen ist Veränderung des Bestehenden. Aus dem Muster wird ein Ding, das es so noch nicht gegeben hat. Es verdichtet sich, wird konkret, begreifbar. Dadurch entsteht etwas Neues, das mehr ist als nur ein neues Arrangement. Das Wesentliche daran ist nämlich das Erzeugen desselben, was nicht ein für alle mal geschieht, sondern immer wieder neu, immer wenn das neue Ding erscheint. Nur weil es gewohnheitsmäßig oder automatisch passiert, heißt das nicht, dass keine Aktivität nötig ist.
Die zuvor erwähnten elementaren Bestandteile der Strukturen des Wissens sind genau das, was wir andernorts Objekte oder Körper oder Partikel des Wissens genannt haben. Heutzutage denken wir dabei womöglich am ehesten an Daten, aber jede andere Erscheinungsform von Wissen (oder, wie wir auch manchmal sagen, Information) fällt genauso darunter. Sie muss einfach nur reproduzierbar und immer in der gleichen Weise anwendbar sein, so dass sie sozusagen immer dieselbe Bedeutung hat. Wie etwa eine mathematische Formel. Oder die Beschreibung einer Pflanze. Das heißt, dass diese Elemente oder Objekte oder Dinge durchaus verschiedene Formen aufweisen können, einige sogar sehr komplexe. Dennoch ist jedes von ihnen in gewisser Weise ein Ding. „Ein“ heißt nichts anderes als dass es vervielfältigt werden kann, Eins ist die Basis jeder Vielheit. Und so gesehen ist jedes derartige Ding — trotz aller möglichen Komplexität — einfach. Das ist keine Magie, sondern bloße Logik.
Der Akt des Wissens (wie zuvor beschrieben) ist zentral und fundamental und hat Auswirkungen auf alles, was auf ihm aufbaut. Er prägt die Struktur von Wissen, macht sie grundsätzlich dynamisch.
Wie ist das zu verstehen? Heißt das, dass es keine feste Struktur gibt, sondern sich hier alles ständig verändert?
Nun, zunächst geht es nur darum, dass die einzelnen Elemente jeder Struktur aus Aktivität hervorgehen und gewissermaßen in ihrem Innersten Aktivität sind.
Doch wir haben noch mehr festgestellt, nämlich dass auch immer schon eine räumlich strukturelle Komponente vorhanden ist, ein Geflecht von Beziehungen etwa und eine innere Spannung. Wir können den Akt des Wissens deshalb auch so beschreiben, dass eine räumliche Struktur verdichtet und vereinfacht wird zu einem Ding.
Da dieses Ding aber nur dann real ist, wenn es eine immer wieder zu beobachtende Regelmäßigkeit darstellt, wenn es sich also vervielfältigt, erzeugt es selbst wieder eine ganz eigene Struktur, die gebildet wird aus seinen Erscheinungen. So gesehen ist der zentrale Akt des Wissens der Übergang von einer Struktur in eine andere.
Aktivität ist also keineswegs nur eingeschlossen in den Elementen, aus denen die Strukturen des Wissens gebildet werden, sondern dieselbe Aktivität ist eigentlich nichts anderes als die Verformung oder Umgestaltung der Strukturen selbst.
Die eigentlichen Bestandteile der Strukturen sind ihre Veränderungen!
Wissen fasst verschiedene Dinge zusammen — und macht daraus eins.
Wissen stellt fest, dass die Dinge sich so und so zueinander verhalten. Es gibt eine gewisse Regel in diesem Verhalten, eine konstante Beziehung. Genau dies, was regelmäßig geschieht, sich also in immer derselben Weise wiederholt, ist das, was feststeht, das neue Ding des Wissens. Indem es sich auf diese Weise herauskristallisiert hat, ist es begreifbar geworden, handhabbar. Das macht es zum Gewinn an Wissen.
Das, was wir hier beschrieben haben, ist der Kernprozess, der Wissen ausmacht, es konstituiert. Wir sollten ihn uns häufiger vor Augen führen, rekapitulieren, verinnerlichen. Nur so können wir ihn wirklich verstehen.
Es ist besonders wichtig zu begreifen, dass es sich um einen Prozess handelt, dass also etwas geschieht, eine Veränderung. Aktivität findet statt. Ohne diese gäbe es kein Begreifen, kein Wissen. Denn in dieser Aktivität bringen wir das, was ursprünglich nichts miteinander zu tun zu haben schien, zusammen. Es findet ein Übergang statt. Und nur, wenn dieser Übergang zur unumstößlichen Gewohnheit geworden ist, steht die sich darin darstellende Beziehung fest. Sie wiederholt sich von nun an ganz von selbst. Es ist jetzt zweifelsfrei klar, dass diese Dinge genau in dieser Weise zusammengehören — und in diesem Sinn eins sind.
Der herkömmlichen Logik und der darauf basierenden Wissenschaft fehlt weitestgehend die Fähigkeit, dynamische Inhalte adäquat wiederzugeben. Sie ist zu starr. Sie baut auf immer gleich bleibende Verhältnisse. Neues wird nur hinzugefügt, aber nicht durch Wandlung des Alten erzeugt. Grundsätzliche Veränderungen würden dem Ganzen den Boden entziehen.
Um dies zu vermeiden, wurden die Grundlagen immer weiter abstrahiert und miniaturisiert, zu kleinsten Bausteinen und allgemeinsten Regeln. Aus diesen kann alles Mögliche konstruiert werden. Allerdings ist der Weg von den elementaren Voraussetzungen bis zum realen Ergebnis dadurch unüberschaubar lang und komplex geworden.
In der Praxis geht niemand den ganzen Weg. Für einzelne Zwecke gibt es eigene Modelle. Diese sollten zwar im Prinzip auf die allgemein anerkannten Fundamente zurückzuführen sein, was aber eigentlich in keinem Fall tatsächlich praktikabel ist. Letztlich kommt es nur darauf an, die für den jeweiligen Zweck geeigneten Methoden zu finden und zu etablieren.
Das Problem ist, dass diese gängige – und einzig realistische – Praxis theoretisch nicht wirklich fundiert ist. Dadurch fehlt die Möglichkeit, darüber allgemein verbindlich zu kommunizieren. Es fehlt der größere Bereiche abdeckende sichere Plan
Auf keinen Fall ist es fertig, immer wieder kommt Neues dazu. Dieses wird in der Regel im Blog Bewegungen zuerst veröffentlicht und dort auch kommentiert und diskutiert. Die meisten Artikel werden dann in passende Kapitel eingfügt, wobei ihr Inhalt wie auch die Einteilung und alles andere sich ständig weiterentwickeln kann.
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Der Raum des Wissens ermöglicht und erfordert eine neue Logik, eine Logik des Wissens. Traditionelle Logik beschäftigt sich dagegen mit Wahrheit, insbesondere mit Wahrheitswerten, also im Allgemeinen Wahr und Falsch. Für diese gilt, dass sie sich gegenseitig ausschließen: was wahr ist, kann nicht falsch sein, und umgekehrt.
Für Wissen gilt das nicht in gleicher Weise. Es kennt ein viel breiteres Spektrum an möglichen Ausgestaltungen, die, selbst wenn sie sich teilweise widersprechen, nebeneinander existieren können. Gerade dieses Nebeneinander ist wichtig, es konstituiert ein Spannungsfeld, ein Geflecht von Relationen, die erst das ausmachen, was „Wissen“ genannt werden kann. So ist Wissen in all seinen möglichen Ausprägungen ausgedehnt und voller innerer Spannung. Jede dieser Erscheinungsformen aber vereinigt sich wiederum mit anderen zu immer neuen Gestalten des Wissens.
Manchmal meinen wir mit „Wissen“ das Ganze, etwa die Gesamtheit aller uns bekannten Daten, Modelle, Theorien, Gesetze und so weiter. Manchmal sprechen wir aber auch dann schon von „Wissen“, wenn wir nur einzelne Elemente daraus meinen. Die durchaus sehr klein sein können, punktuelle Fakten, Messwerte, wie zum Beispiel die Länge eines Stabes.
Analog zu physikalischen Begriffen sollten wir hier vielleicht von Körpern des Wissens im Raum des Wissens reden.
Der abstrakte physikalische Raum wird gern über die konkret erfahrbaren physikalischen Objekte definiert, als Inbegriff charakteristischer Eigenschaften derselben, insbesondere ihrer Ausdehnung. Wie steht’s dann aber mit den Objekten des Wissens? Besitzen sie etwas Vergleichbares, eine Art Länge womöglich, die zu einem entsprechenden Raum abstrahiert werden kann?
Nun, normalerweise scheinen wir dergleichen nicht wirklich zu brauchen. Fakten zumindest sollten doch wohl eher exakt, Messwerte möglichst präzise, Wahrheit nicht eventuell falsch sein. Jede derartige Ausdehnung würde nur verfälschen.
Was übrigens im Allgemeinen auch für physikalische Objekte gilt. In der Mechanik zum Beispiel ignorieren wir gewöhnlich alle möglichen oder tatsächlichen Ausdehnungen und behandeln die Körper als bloße Punktmassen. Ihre Bewegungen sind Übergänge zwischen verschiedenen Orten, den Punkten des Raums.
So gesehen sind die physikalischen Objekte für die Physik eigentlich nichts anderes als Objekte des Wissens. Wirklich nachweisbar existieren sie nur in ihren beobachtbaren, insbesondere messbaren, Erscheinungen. Das sind die Fakten. Der Rest ist Interpretation. Sicherlich wissen wir, dass sie auch dazwischen existieren. Die Erfahrung bestätigt uns das immer wieder. Aber was tatsächlich zählt sind allein die Fakten, die Daten, die Wissenspartikel.
Auf der anderen Seite ist es jedoch gerade das Dazwischen, das zählt. Reine Fakten sind dürftige Fakten, eigentlich überhaupt keine. Für sich allein machen sie keinerlei Sinn. Sie müssen einen Körper bilden. Dieser Körper ist mehr als nur die bloßen Tatsachen. Er ist Wissen. Weit verbreitetes, wenn auch weitestgehend unbeweisbares, Wissen. Dies ist die wahre Substanz jeden Körpers. Es gibt ihm Volumen, es ist räumlich, ausgedehnt.
So ist letztlich jedes Ding ausgedehnt, selbst der scheinbar infinitesimal allerkleinste Sachverhalt noch. Weil er Wissen ist.
Wissen ist immer ganz und allumfassend. Sowie etwas Neues entdeckt wird, gehört es auch schon dazu.
Andererseits zeigt gerade die Tatsache, dass immer wieder Neues entdeckt werden kann, dass alles Wissen irgendwie beschränkt ist.
Traditionell lösen wir diesen Widerspruch dadurch auf, dass wir von einem Fortschritt des Wissens ausgehen. Die Grenze des Wissens ist seine Frontlinie, die immer weiter ins Unbekannte verlagert wird. Das Wissen wächst dadurch kontinuierlich.
Dieser Ansatz hat etwas aggressiv Expansives. Widerstände müssen überwunden werden, der Kampf geht nie zu Ende, der Feind ist überall. Er zeigt sich nicht nur draußen, im noch nicht Bekannten, sondern auch im Innern lauert er und heißt dort Vergessen. Wie leicht kann sich das mühselig Gewonnene in nichts auflösen! Letztlich zeigt die Erfahrung, dass das nicht wirklich zu verhindern ist. Aber akzeptieren tun wir es deshalb noch lange nicht. Es ist einfach nur eine Schwäche. Und jede Schwäche kann und muss besiegt werden.
Das ist geradezu ein Naturgesetz. So läuft das nun einmal. Nur das Stärkste, das am besten Geeignete, wird überleben. Das gilt auch – und ganz besonders sogar – fürs Wissen. Schließlich muss echtes Wissen wahr sein. Es gibt nur ein Wissen, das wahre. Wissen kann nie falsch sein. Was sich als falsch erwiesen hat, war letztlich kein Wissen. Echtes Wissen duldet kein anderes neben sich. Alles andere, was nicht mit unserem fundierten Wissen übereinstimmt, ist nur Illusion, selbst wenn andere es zu wissen glauben. Was aber wahr ist, gehört automatisch dazu.
Nicht zuletzt diese Haltung hat dazu geführt, dass wir immer mehr Wissen angehäuft haben. Und die Methoden dafür immer weiter perfektioniert. Auch das Verschwinden von Wissen, das Vergessen, haben wir immer weiter zurück gedrängt. Etwa durch neue Medien, die es uns erlauben, Wissen in neuen Formen darzustellen und dauerhaft zu speichern.
Doch gerade auch durch deren Gebrauch zeigt sich ein ganz anderes Gesicht des Wissens. Es zeigt sich, dass Wissen viele Gesichter hat. Die keineswegs alle in dieselbe Richtung schauen. Und gerade das macht Wissen aus! Die Vielfalt, die verschiedenen Blickwinkel und Perspektiven. Erst zusammen zeichnen sie ein Bild, das kein einzelnes Bild je wiedergeben kann.
Das eigentliche Wissen ist das, was alles umfasst, das Ganze – und gerade deshalb gibt es kein einzelnes umfassendes Wissen, sondern einen grundsätzlichen echten Pluralismus. Mit Gegensätzen, die nicht wegzuwischen sind.
Unterschiede sind wesentlich für Wissen.
Haben wir erst einmal eine Gesetzmäßigkeit gefunden, schauen wir, wo wir das neue Muster noch überall entdecken können. Unser Blick auf die Dinge verändert sich, wir sehen sie mit neuen Augen, in einem neuen Licht. Vieles kann plötzlich klarer werden, endlich einen Sinn ergeben.
Es versteht sich aber von selbst, dass das nicht ewig so weitergeht. Irgendwann erkennen wir die Begrenztheit auch der neuen Sichtweise. Die dann genau das geworden ist: eine (gar nicht mehr so neue) Sichtweise. Eine Brille, die durchaus auch mal abgenommen werden sollte.
Im Prinzip ist Wissen unendlich nutzbar. Es wird durch seine Anwendung nicht verbraucht. Sein Raum ist also grundsätzlich unbegrenzt. – Andererseits findet der Gebrauch von Wissen immer schon in einer Umgebung, einem Raum, statt. Anwendung ist Interaktion mit der Umgebung. Und nicht jede ist gleichermaßen gut geeignet. Wissen passt nicht überall. In diesem Sinne haben Wissensräume sehr wohl Grenzen.
Aber nicht von sich aus. Eine bestimmte Art zu sehen kann nichts sehen, was unsichtbar für sie ist. Eine beschränkte Erkenntnis umfasst nicht ihre eigenen Schranken. Deren Erkenntnis ist eine neue Erkenntnis.
Wie dem auch sei, im Allgemeinen sind wir viel mehr interessiert an der neuen weiten Perspektive und den sich dadurch eröffnenden Möglichkeiten, als an der Begrenztheit der alten. Wir erinnern uns kaum an sie, sobald sie vergangen ist.
Obwohl… wohin ist sie eigentlich gegangen? Existiert sie noch irgendwo? Und was ist mit all den endlosen Räumen? Und dem Wissen – dem zurückgelassen – wie auch dem noch nicht erreichten…
Wen kümmert’s?
über Wissensräume kann hier fürs Erste natürlich nur angedeutet werden. Im Prinzip ist zwar alles ganz einfach, aber sicherlich werden immer neue Fragen auftauchen und nach neuen Antworten verlangen. So dass alles immer komplizierter zu werden droht. Nicht jede Information trägt jederzeit zur Erhellung bei, vieles verwirrt, wenn es gerade nicht angebracht ist.
Womit wir auch schon mittendrin sind, ohne es noch recht zu ahnen. Denn obige Feststellung ist keineswegs eine oberflächliche Plattitüde, sondern tatsächlich ein Grundgesetz des Wissens. Sozusagen ein logisches Prinzip.
Es kann Einfachheit genannt werden. Wissen muss einfach sein. Vereinfachung ist wesentliches Element jeder Gewinnung von Wissen. Erkenntnis muss einfache Formen finden. Nur diese können begriffen und effektiv benutzt werden.
Was uns zum nächsten Grundprinzip bringt, dem der Anwendung. Wissen, das nie benutzt wird, kann schlecht Wissen genannt werden. Damit es aber gebraucht werden kann, muss es reproduzierbar sein. Sein Gebrauch reproduziert es. Wissen vervielfältigt sich also.
Diese beiden Prinzipien beschreiben zwei gegenläufige Bewegungen, die manchmal zum Beispiel als Kontraktion und Expansion erscheinen mögen. Erstere führt zur Herausbildung von einfachen Dingen, Letztere aber zu deren Ausbreitung und Verteilung im Raum.
Wir haben also als konstituierende Merkmale von Wissen zwei grundsätzliche Kräfte oder Aktivitäten gefunden, die im Zusammenspiel Raum erzeugen und strukturieren.
Nicht schlecht für den Anfang.
Um Räume des Wissens. Dieser Begriff wird hier so verstanden, dass nahezu jede Darstellung von Wissen darunter fallen kann. Wissen bildet also immer eine Art Raum, es kann immer als solcher betrachtet und beschrieben werden.
Was lässt sich nun allgemein zu diesen Wissensräumen sagen? Gibt es womöglich sich wiederholende Muster, durchgängige Strukturen, verbindliche Regeln, gar grundlegende Gesetze?
Davon gehen wir aus. Und nur das macht unsere Untersuchungen sinnvoll.
Alles, was hier dargelegt werden kann, ist naturgemäß nicht wirklich neu. Es muss immer schon so dagewesen sein. Und ganz bestimmt ist auch längst Vielen hier und dort das eine oder andere aufgefallen. Nur als Ganzes vielleicht noch nicht so recht. Dass aber gerade eine solche Betrachtungsweise nötig – und auch möglich – ist, wird sich zeigen.