Nur selten führt Aktivität zu etwas ganz anderem, meist ist sie Bewegung im Bekannten.
Tatsächlich lässt sich immer eine Betrachtungsweise finden, der alles schon bekannt ist — und eine andere, für die alles neu wird.
Aktivität ist immer beides. Jeder Schritt kann als Verlassen des Alten und Betreten eines Neuen betrachtet werden — oder auch als einfache Bewegung von einem Ort zum anderen desselben umfassenden Raums.
Aktivität bewirkt Veränderung. Als solche stellt sie eine ständige Bedrohung dar für das Wissen, die starre Ordnung, wo alles seinen genau definierten Platz hat. Für alle Ewigkeit.Aktivität kann alles über den Haufen werfen. Von einem Moment auf den anderen.
Selbst in dem hier entwickelten erweiterten Sinn ist Wissen nicht das Ganze. Es ist überall, alles ist Wissen, aber um wirklich real zu sein, bedarf es mehr.
Was fehlt ist Aktivität.
Wir alle haben eine Art eingeborenes Wissen, nicht erlernt, sondern vererbt. Es ist sozusagen in unseren Genen gespeichert und in unserem Körper materialisiert. So gesehen ist jeder lebendige Organismus verkörpertes Wissen.
Wir wollen sogar noch einen Schritt weiter gehen und jedes materielle Ding als gespeichertes Wissen auffassen.
Die Beziehungen zwischen den materiellen Dingen sind nicht weniger real als diese Dinge selbst. Häufig werden sie als sogenannte „Gesetze“ formuliert, in der Physik zum Beispiel als Naturgesetze.
Manche dieser Gesetze sind alles andere als offensichtlich, sie werden erst im Laufe der Zeit entdeckt und ihre — oft technisch aufwendige — Anwendung muss gelernt werden. Andere jedoch erfassen wir intuitiv, wir berücksichtigen sie wie selbstverständlich in unserem Handeln, lange bevor sie als Gesetzmäßigkeit erkannt und als Gesetz formuliert werden.
Ist Realität immer reflektierte? — Nun, eine andere können wir nicht kennen.
Ob es sie aber dennoch gibt, ob Realität unabhängig davon, dass sie erfahren wird, existiert, ist eher eine Frage des Meinens oder Glaubens als des Wissens.
Sicher ist, dass nichts existiert, ohne irgendwie mit anderem zu interagieren. Alles, was ist, hat Auswirkungen auf anderes. In dieser Wirkung tritt es in Erscheinung. So spiegelt es sich im Anderen.
Allerdings sind wir es gewohnt, diesem Anderen nur dann „Wissen“ und „Erfahrung“ zuzuschreiben, wenn es ein Mensch ist. Früher hätte womöglich nicht mal das gereicht, die Erkennntnis, dass alle Menschen im Wesentlichen gleich sind, musste sich erst durchsetzen.
Die wesentliche Frage hier ist, wie wir uns selbst (und entsprechend das Andere) sehen, mit wem oder was wir uns identifizieren.
Manchmal wird unterschieden zwischen der Realität — und dem, was wir von ihr wissen oder wahrnehmen, also der (geistigen) Repräsentation der Realität. Doch so sinnvoll diese Unterscheidung manchmal sein kann, so wenig ist sie absolut zu sehen.
Zum einen ist jede Repräsentation der Realität selbst real. Zum anderen entpuppt sich all das, was wir zu irgendeinem Zeitpunkt als real betrachten, irgendwann als bloße Repräsentation.
So spielt diese Unterscheidung vor allem eine wichtige Rolle beim Fortschritt des Wissens (der auch immer begleitet ist von praktischen Veränderungen, veränderten Verhaltensweisen und so). Im Grunde handelt es sich um die Unterscheidung zwischen guten oder schlechten Repräsentationen, zwischen solchen, die die Realität treffen und weiterbringen — und solchen, die sie verfehlen und behindern.
Es ist überaus sinnvoll, Raum als fundamentalen Begriff hier einzuführen. Und es hat weitreichende Folgen.
„Raum“ verweist auf eine grundsätzliche Unbestimmtheit und Offenheit: Viel mehr ist möglich, als auf den ersten Blick sichtbar. Und die Dinge verändern sich, durch permanente (Inter-)Aktivität. Lineare Darstellungen dieser Aktivität stoßen da schnell an ihre Grenzen, weil alles viel zu komplex wird.
In dieser Situation kann der Begriff des Raums vieles vereinfachen. Er fasst zusammen, erfasst das Ganze.
Er ist aber auch logisch einfacher, kommt noch vor jeder Linearität. Dann nämlich, wenn wir Raum als Inbegriff der Aktivität schlechthin verstehen.
Einzelne lineare (Inter-)Aktionen sind Ausdruck dieses Potenzials, durch ständige Wiederholung eingefahrene Spuren, in den Raum gegraben, ihn strukturierend, die Aktivität kanalisierend.
Mechanische Apparate sind im Großen und Ganzen linear aufgebaut. Die Kraft wird von einem Bauteil aufs nächste übertragen, wofür eine geeignete Verbindung bestehen muss.
Beim Computer liegen die Dinge grundsätzlich anders: die Aktivität kann beinahe beliebige Sprünge machen. Sie wird zwar vom Programm gelenkt und eingeschränkt, das Programm aber kann dabei aus dem Vollen schöpfen. Gerade deshalb kann es so genau sein, noch auf die feinsten Nuancen reagieren, seinen Weg an allen Hindernissen vorbei suchen.
Der jeweilige Weg kann durchaus „linear“ genannt werden — doch seine Grundlage ist nicht linear, sondern räumlich.