Virtuelle Gesetze

Vieles von dem, was wir mit einem Abbild der Wirklichkeit machen können, ist in der Realität selbst unmöglich. Im Modell oder in der virtuellen Realität herrschen andere Gesetze als in der echten. Das heißt aber nicht, dass es dort keine Gesetze gibt.

Das Vorhandensein von — so weit wir sehen können — universellen Naturgesetzen ist also kein Indiz dafür, dass es nur die eine Realität gibt, und dass das, was diesen Gesetzen gehorcht, nicht auch auf einer sehr tiefen Ebene virtuell ist. Oder dass diese Gesetze unabhängig davon sind, dass und wie die Welt dargestellt und erlebt wird.

Viel wahrscheinlicher ist das Gegenteil: dass Realität immer irgendwie abgebildet und virtuell ist.

Letztlich gibt es keinen logischen Unterschied zwischen einer virtuellen und der wirklichen Realität.

Restrukturierung

Programme schaffen Kontinuität, wo sonst nur Lücken sind. Sie verbinden weit voneinander entfernte Daten miteinander, so dass sie plötzlich direkt nebeneinander liegen. Sie arrangieren die Dinge neu, restrukturieren den Raum — und schaffen so einen neuen Raum.

Strukturiert

Die vertraute Dreidimensionalität ist eine mögliche Struktur des Raums. Viele andere sind möglich. Wobei der Ausdruck „möglich“ hier verwirren kann, denn jede mögliche Struktur existiert auch. Unabhängig davon, ob sie im Moment realisiert ist oder nicht. Wie ein Programm, das unabhängig davon, dass es gerade aktiv ist — oder auch nicht — besteht.

Der Raum umfasst alle möglichen Strukturen, er bildet sozusagen den Rahmen, in dem sich die Strukturen enfalten. Allerdings ist er nie ohne jede Struktur.

In unserem System sind Strukturen grob gesagt irgendwo zwischen Raum und Ding anzusiedeln. Anders als jene sind sie flexibel und dynamisch.

Konstruktion

Der dreidimensionale Raum, wie er uns so überaus vertraut ist, ist im Grunde eine sehr komplizierte Konstruktion unseres Verstandes, bedingt durch unsere Art der Wahrnehmung (vor allem mit den Augen). Seine scheinbare Einfachheit ist einfach nur ein Ausdruck unserer Vertrautheit mit ihm.

Wir müssen nichts bewusst konstruieren, sofern wir überhaupt in der Lage sind, uns normal zu verhalten. Das Programm, das diese Konstruktion leistet, ist insofern elementar, als es zur unentbehrlichen Grundausstattung gehört.

Es prägt nicht nur den Raum, sondern auch alles, was in ihm ist, also das ganze Universum.

Auf einen Blick

Wenn wir eine zeitliche Abfolge von Zuständen, einen Prozess, als Ganzes erfassen und darstellen, dann kommen die Zustände nebeneinander zu liegen, sie bilden sozusagen eine räumliche Dimension.

Das ist der ganze Trick. So haben wir den ganzen Prozess auf einen Blick. Wir wissen, was geschieht, was geschehen ist und geschehen wird.

Die räumliche Anordnung ist Ausdruck des Wissens, Raum ist immer ein Raum des Wissens, und Wissen ist immer räumlich. Wissen ist die eigentliche Dimension (des Raums).

Programm-Struktur

Jeder Raum hat eine spezifische Struktur, das heißt, sein Inhalt ist auf bestimmte Weise angeordnet. Diese Anordnung kann auf ein irgendwie zugrundeliegendes Programm zurückgeführt werden, oder selbst als eine Art Programm angesehen werden, eine Regel, ein Muster, das sich in allem, was in diesem Raum stattfindet, entdecken lässt.

Die Struktur ist das, was zählt; das Programm ist nur eine mögliche Beschreibung dieser Erscheinung. Eine Beschreibung, die das Moment der Aktivität besonders betont. Und gleichzeitig einen Bezug zum Wissen herstellt.

„Struktur“ ist häufig besser, weil sie keinen irgendwie außenstehenden Schöpfer oder so etwas nahelegt, sie sagt nichts über ihre Herkunft. Aber wenn wir diesen Ausdruck gebrauchen, sollten wir darüber die enge Verknüpfung mit Aktivität und Wissen, wie sie im „Programm“ zum Ausdruck kommt, nicht vergessen. Sie ist wesentlich.

Kommunizierende Programme

Damit zwei Programme miteinander kommunizieren können, wird ein drittes gebraucht, das die beiden verbindet.

Die Kommunikation ist in der Regel eine partielle. Nicht jede Aktivität des einen Programms wird von dem anderen registriert. Teile des einen Programms interagieren mit Teilen des anderen, sie werden miteinander verbunden. Und bilden so ein neues Programm. Mit einem eigenen Raum.

Die Programm-Räume durchdringen einander. Dabei überlagern sie sich zu einem ganz eigenen Raum. Allerdings gibt es keine scharfe Abgrenzung zwischen den Räumen. Enthaltensein in einem schließt das Enthaltensein in einem anderen nicht aus. Doch natürlich gibt es vieles, was nur in einem der sich überlagernden Räume stattfindet. Jeder Raum ist auf seine Weise einzigartig.

Programm-Körper

Programme sind anders, sie haben eine ganz andere Qualität als mechanische Objekte, sozusagen eine weitere Dimension. Die Dimension des Wissens. Sie verkörpern Wissen. Sie sind Körper des Wissens.

Darüber hinaus sind sie auch viel deutlicher mit Aktivität verbunden, sie zeigen sich nur in der Anwendung. Auch so gesehen, als Körper der Aktivität, sprengen sie den vertrauten Rahmen des Dinglichen, verweisen auf die Räumlichkeit alles Seienden. Und können eine Vorstellung davon vermitteln, wie Räume miteinander kommunizieren.

Programmwechsel

Der Siegeszug der Mechanik in den vergangenen Jahrhunderten machte es unvermeidlich: die ganze Welt wurde als einziger sturer Mechanismus gesehen — und diesem Ideal folgerichtig immer mehr angepasst.

Heute, im Zeitalter der Computer, könnte man sagen: das ganze Universum folgt einem Programm. Noch schlimmer! mögen wir geneigt sein zu sagen. Perfektion auf die Spitze getrieben, noch fremder, noch undurchschaubarer für den Normalsterblichen.

Doch auf den zweiten Blick zeigt sich, dass sich alles grundlegend ändert. Programme sind keine mechanischen Apparate.

Raum-Programm

Jeder Raum ist in gewisser Weise mit einer Art Programm verbunden, das die für ihn charakteristischen Bewegungen bestimmt. Im Falle des traditionellen dreidimensionalen Raums könnten etwa die Gesetze der Mechanik als ein solches Programm angesehen werden.

So gesehen ist die ganze Physik letztlich nichts anderes als der Versuch einer Entschlüsselung des Programms des physischen Raums.

Bewegung im Raum

Ein Raum ist die Gesamtheit der potenziellen Orte oder Zustände eines Dinges. Jeder derartige Punkt ist durch Bewegung erreichbar. In diesem Sinne repräsentiert er die entsprechende Bewegung. Während der Raum die Gesamtheit aller potenziellen Bewegungen repräsentiert. Bewegung aber ist die an den jeweiligen Raum gebundene, für ihn charakteristische Aktivität.

Immer dasselbe

Mit der zuvor erwähnten Fülle der Möglichkeiten eines Programms ist nicht primär eine innere Komplexität und die Verschlungenheit der Wege gemeint. Viel wichtiger ist das flexible Reagieren auf die verschiedensten Eingaben — was im Idealfall auch für ganz einfache Programme gilt.

Im Prinzip geschieht immer dasselbe, es ist ein Programm, das abläuft. Aber es erzeugt ein breites Spektrum an Erscheinungen, einen ganzen Raum.

Kurz und bündig

Ein Programm ist eine Repräsentation eines Raumes. Sozusagen der Raum auf den Punkt gebracht. Transportierbar und Reproduzierbar. Objektiv —

— die passende Umgebung vorausgesetzt.

Möglichkeiten-Raum-Programm

Die Gesamtheit der verschiedenen Möglichkeiten, die ein Programm bietet, die Menge seiner potenziellen Prozesse, kann als Raum verstanden werden. Dieser Raum ist genau so definiert.

Durch das Programm.

Dynamische Einheit

Beides ist real, beides lehrt die Erfahrung: dass die Realität eine einzige, allumfassende, ist — und dass es viele verschiedene Realitäten gibt.

Wir wählen hier bewusst eine Sichtweise, die scheinbar Widersprüchliches zusammenführt. Die so entstehende Einheit ist eine dynamische, sie schreitet voran. Schritt für Schritt, Stufe auf Stufe. Wodurch sie sich vervielfältigt und unweigerlich eine Vielheit erzeugt. Mit Widersprüchen — die nach einer neuen verbindenden Sichtweise schreien.

Jeweils einer

Angesichts der zuvor erwähnten Vielzahl der Räume könnten wir geneigt sein, von verschiedenen Realitäten zu sprechen, und dass wir in einem Multiversum statt einem Universum leben. Aber Tatsache ist, dass für uns in jedem Moment jeweils nur ein Raum real sein kann. Und dieser Raum wird in keiner Weise als begrenzt erfahren. Er ist endlos. Also ist er das Ganze, der eine und einzige allumfassende Raum.

Doch schon im nächsten Moment ist er Geschichte geworden, eine begrenzte Auffassung, eine beschränkte Sichtweise. JETZT wo wir den Durchblick haben…