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Abstraktion

Wissen erfasst Relationen zwischen Dingen. Dafür müssen diese in gewisser Weise gleichzeitig präsent sein, nebeneinander, überschaubar. Das gilt auch dann, wenn sie in Wirklichkeit durch unendlich große Distanzen voneinander getrennt sind. Ja selbst für Ereignisse, die zu verschiedenen Zeiten stattfinden. Für Wissen ist das kein Hindernis. Es überwindet Zeiten und Entfernungen, zieht zusammen, lässt Überflüssiges weg und bringt das Wichtige auf den Punkt.

Dieser Vorgang, der oft „Abstraktion“ genannt wird, scheint in Bereiche zu führen, die jenseits jeder physischen Realität liegen. Doch diese Vorstellung ist selbst nur eine Abstraktion, ein Bild, das einen bestimmten Prozess anschaulich machen kann, indem es eine für wesentlich gehaltene Eigenschaft desselben deutlich hervorhebt und markant illustriert. So ist hier, in diesem Fall, die Idee absoluter Immaterialität von der Freiheit abgeleitet, die jedem Wissen zu eigen ist, weil es nicht die harte und schwere Materie selbst ist, sondern sozusagen ein Abbild derselben.

Doch letztlich ist jedes Bild, ist jede Darstellung, jede Form von Wissen selbst wieder gebunden an ganz eigene Beschränkungen, die nicht weniger real sind als jene des Dargestellten. Sie sind nur anders — und deshalb fallen viele der ursprünglichen weg.

Manches muss allerdings bleiben, eine gewisse Übereinstimmung muss vorhanden sein. Es muss die Möglichkeit bestehen, beides, also Bild und Original, als dasselbe gelten zu lassen. Das Bild eines Hauses muss genug Gemeinsamkeiten mit dem Dargestellten haben, um selbst „Haus“ genannt werden zu können („Dies ist unser Haus“). Insofern muss es Haus sein.